Raymond Meylan über d'Alessandro
Mehr als 30 Jahre sind vergangen, seit Raffaele d'Alessandro verschwunden ist. Sein vorzeitiges Ende hat die Musik eines wahren, lautern Künstlers beraubt, seinen Freunden eine Persönlichkeit von fesselnder Ausstrahlung entrissen. ...
Der Tod gehörte zu den selbstverständlichen Dingen des Lebens, welche d'Alessandro gelassen ertrug: Kindheit, Sexualität, Hunger und Kälte, denn vor allem andern schätzte er die ihm von der Natur geschenkte musikalische Begabung, und er fühlte sich der Welt gegenüber für die Früchte dieser besondern Gnade verpflichtet. Der Kern seines Werks ist daher Ausdruck der Tragik im menschlichen Dasein. ...
Raffaele d'Alessandro wirkte anziehend durch eine verinnerlichte Wahrhaftigkeit, die ihn selber überstieg. Man war ihm zugetan, in Liebe und in Freundschaft, doch niemand konnte ihn je "besitzen"; er betrachtete das Leben nicht als eine Frucht zum Geniessen, sondern als Samenkorn für einen zukunftigen Baum. Diese grundsätzliche Haltung erklärt seinen ganzen Charakter: Zurückhaltung, Ironie, Kultur, Bescheidenheit, Willensstärke - und als Konsequenz die Schwierigkeiten, denen er begegnete, um Tag für Tag zu überleben.
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Last update: 19.10.2016
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